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Infoblatt John Hanning Speke (1827 - 1864)


John Hanning Speke - eine Kurzbiographie

John Hanning Speke wurde am 4. Mai 1827 in Jordans (Somerset) geboren. Er schlug die Offizierslaufbahn ein und diente über viele Jahre in der britischen Indienarmee. Während seiner verschiedenen Einsätze lernte er große Teile Indiens kennen, kam 1844 auch in den Punjab, den Himalaya und nach Tibet.

1854 lernte Speke als Teilnehmer einer von Sir Richard Burton geleiteten Expedition erstmals Afrika kennen. Die Engländer erforschten das Somaliland und erreichten die verbotene Stadt Harare. Wie gefährlich das Unternehmen war, musste Speke am eigenen Leib erfahren: Er wurde in bewaffneten Auseinandersetzungen mit Eingeborenen schwer verwundet.

Nachdem deutsche Missionare von Mombasa aus in das Landesinnere Ostafrikas vorgestoßen waren und damit offen die Kolonialisierungsabsichten Deutschlands demonstriert hatten, stieg in England das Interesse an Afrika erheblich. Die Royal Geographical Society (Königliche Geographische Gesellschaft) finanzierte 1857 eine Expedition zu den großen Seen am Äquator. Diese zweite Expedition verließ unter Leitung von Burton im Juni Sansibar und erforschte zunächst die afrikanische Ostküste. Ihr eigentlicher Auftrag aber war, die Quellen des Nils zu finden. Auf der strapazenreichen Reise entdeckten Burton und Speke 1858 den Tanganyikasee. Burton, der das Gewässer für die Quelle des Weißen Nils hielt, konnte aufgrund einer Erkrankung nicht weiter reisen, so dass Speke seine Weg in Richtung Norden allein fortsetzte. Er entdeckte bei Muansa einen großen See, den Lake Nyanza, den er zu Ehren der britischen Königin Viktoriasee nannte. Diesen See hielt Speke für die Quelle des Nil. Er ist ein Meer im Herzen Afrikas und 120 Mal so groß wie der Bodensee. Sein Hauptzufluss ist der Kagera, ein Quellfluss des Nils, sein Abfluss der Viktoria-Nil.

Als Speke 1858 nach England zurückkehrte wurde er von seinen Landsleuten triumphal als der Mann gefeiert, der das Geheimnis der Nilquellen gelüftet hatte. Spekes Forscherkollegen dagegen bezweifelten aus den unterschiedlichsten Gründen die Richtigkeit seiner These, dass der Viktoriasee die Quelle des Nils sei. Zu einem seiner entschiedensten Gegner wurde ausgerechnet Burton, der den Auffassungen von Speke lautstark widersprach. Vielleicht war er auch verbittert, weil die königliche geographische Gesellschaft Speke allein für seine Taten geehrt und ihn mit der Leitung einer weiteren Expedition beauftragt hatte.

Diese Expedition, mit der Speke die Richtigkeit seiner Auffassungen beweisen wollte, begann 1860. Sein Begleiter war James Grant, mit dem er von Sansibar aus aufbrach und die Westseite des Viktoriasees erkundete. Doch erst auf dessen Nordseite fanden die Engländer einen in den See fließenden Fluss, von dem Speke annahm, es könnte der Quellfluss des Nils sein. 1862 entdeckte Speke die Riponfälle und damit die Stelle, an der der sog. Viktoria-Nil aus dem Viktoriasee heraus fließt. Speke wollte dem Fluss folgen, musste aber wegen bewaffneter Angriffe der Eingeborenen seinen Versuch abbrechen.

Auf dem Rückweg traf Speke den englischen Forscher Baker, der gleichfalls die Nilquellen gesucht hatte. Jetzt musste er von seinem Landsmann erfahren, dass das Jahrtausende alte Geheimnis gelüftet war. Baker wollte sofort seine Expedition abbrechen, so enttäuscht war er von dieser Nachricht. Aber Speke half ihm völlig uneigennützig und beschrieb ihm den Weg zu einem zweiten, noch unentdeckten großen zentralafrikanischen See, den er selbst hatte finden wollen, aber seine Expedition vor Erreichen des Ziels abbrechen musste. Damit erwies sich Speke als wahrhaft großer Forscher, der es einem Kollegen ermöglichte, den zweiten großen Quellsee des Nils, den Albert-Nyansa, zu entdecken und zu erforschen. Baker war Speke für dessen noble Geste Zeit seines Lebens dankbar.

Nach seiner Rückkehr 1862 publizierte Speke in England die Entdeckung der Quelle des Nils. Burton und andere widersprachen der Auffassung Spekes energisch. Um den Streit endgültig zu klären, wurde für den 16. September 1864 ein großes wissenschaftliches Streitgespräch angesetzt. Aber Speke erlebte diesen Tag nicht mehr. Er war am Tag vor dem Treffen – wahrscheinlich bei einem Jagdunfall – ums Leben gekommen.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. 1827
    John Hanning Speke wurde am 4. Mai in Jordans (Somerset) geboren. Er war über viele Jahre Offizier der britischen Armee in Indien, diente 1844 im Punjab, bereiste Tibet und den Himalaya.
  • 1854/55
    Speke nahm an einer Expedition zur Erforschung von Somaliland teil, die von Sir Richard Burton geleitet wurde und die verbotene Stadt Harare erreichte.
  • 1857/58
    Eine zweite Expedition führte Speke und Burton zu den großen Seen am Äquator. Sie verließen Sansibar im Juni und erforschten die afrikanische Ostküste. Im Februar 1858 erreichten beide als erste Europäer den Tanganyikasee. Burton musste aufgrund einer Erkrankung zurückbleiben, während Speke weiter nordwärts in das Innere Afrikas vordrang. Er entdeckte den Lake Nyanza. Er nannte den See, den er für die Quelle des Weißen Nils hielt, zu Ehren der britischen Königin Viktoriasee.
  • 1860 - 1863
    Da seine richtigen Vermutungen über den Ursprung und die Quellen des Nils besonders von Burton heftig attackiert wurden, suchte Speke mit James Grant während einer dritten Expedition nach weiteren Beweisen. Auf der Nordseite des Viktoriasees fanden die Engländer 1862 die Riponfälle und damit jene Stelle, an der der Viktoria-Nil aus dem See heraus fließt. Speke hatte einen der Quellflüsse des Nils gefunden – eine Entdeckung, für die er bei seiner Rückkehr nach England 1863 als Held gefeiert wurde.
  • 1864
    Unter den englischen Afrikaexperten blieben die Entdeckungen und Aussagen des populären Speke jedoch umstritten, wobei vor allem Burton die Stimmung immer wieder anheizte. Um endgültig Klarheit zu schaffen, war für den 16. September eine große wissenschaftliche Debatte angesetzt worden. Doch Speke konnte nicht mehr erscheinen und seine Erkenntnisse verteidigen. Er war einen Tag zuvor bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen. Bis heute sind jedoch die wirklichen Umstände seines Todes unklar geblieben.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 20.05.2012